ERINNERE die Stadt
Um 2 Uhr nochmal Kaffee
Von Jugendlichen des Projekts Always remember. Never forget von CultureClouds e.V. in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum München
Im Mittelpunkt der künstlerischen Forschungsarbeit für das Stück „Um 2 Uhr nochmal Kaffee“ stand das ehemalige Judenlager Milbertshofen, das von Juni 1941 bis August 1942 existierte, und für das Schicksal der Juden in München von entscheidender Bedeutung war. Zusammen mit dem Holocaust-Überlebenden Ernst Grube haben wir versucht, die Dimensionen zu begreifen, manches zu rekonstruieren, nachzustellen, mit dem Körper aufzunehmen, abzugehen, aufzukleben – um besser zu verstehen: Grundrisse werden abgeschritten, Dimensionen ertanzt, Musik kann das Schweigen laut werden lassen. Lagepläne einzelner Baracken entstehen, historische Elemente tauchen durch digitale Visualisierung in den jetzigen Baukörpern wieder auf, Gegenstände, Möbel oder Gebäudekörper werden verfremdet wieder aufgebaut.
Historische Dokumente, wie die Gepäcklisten und persönliche Briefe der Gefangengen oder Fotoaufnahmen vom Alltagsleben im Ghetto bieten weitere künstlerische Auseinandersetzungsformen. Heute befindet sich auf dem Areal des ehemaligen Judenlagers Milbertshofen ein Bürogebäude, das von BMW genutzt wird. Wir bekommen Zugang zum Innen- und Außenbereich des Gebäudes und die Erlaubnis Filmaufnahmen zu machen, uns dort zu bewegen, den Raum zu erobern und auch temporär zu verändern – in Absprache mit den zuständigen Mitarbeiter*innen. Ernst Grube wird eingeladen, genau an dem Ort zu stehen an dem sein Bett in der Kinderbaracke des Judenlagers stand und wir erfahren wieviel Erinnerung mit dem Körper und mit dem Ort zu tun hat.
Das Judenlager Milbertshofen war für alle außen herum lebenden und den Ort passierenden Münchner*innen einzusehen und in ihrem Alltag präsent – auch das gilt es sichtbar und unvergessen zu machen.
Premiere nach einer zweiwöchigen Intensiv-Probenphase als artists in residence beim Rampenlichter Festival am 21.07.2021 im Theater schwere reiter, Wiederaufnahme im Dezember 2021