ERINNERE die Stadt
München-Kaunas
Von Jugendlichen des Projekts Always remember. Never forget von CultureClouds e.V. in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum München
Im neuen Projekt München-Kaunas, das in der Zeit von Januar bis Dezember 2023 stattfindet, arbeiten wir zusammen mit Jugendlichen aus Kaunas in Litauen und wollen in beiden Städten Orte recherchieren, die in Vergessenheit geraten sind.
Diese werden beleuchtet, künstlerisch bearbeitet, temporär verändert, im Stadtraum und im virtuellen Raum sichtbar gemacht – durch Bewegung/ Tanz/ Theater/ Performance/ Musik und Film. Zwei Gruppen recherchieren und proben parallel in München und Kaunas, werden sich immer wieder digital verbinden und zwei Mal je eine Woche live miteinander arbeiten, tanzen, spielen, Filme drehen und Konzepte entwickeln. Am Ende steht eine große Bühnenperformance im November.
Die „erwachsenen Künstler:innen“ sind Dorothee Janssen, Choreografin und Tanzpädagogin, und Julian Monatzeder, Theaterregisseur und Filmemacher, die beide schon seit einigen Jahren zum Thema Erinnerungsarbeit mit künstlerischen Mitteln arbeiten.
Zwölf junge Menschen aus München haben sich auf den Weg nach Litauen gemacht und zusammen mit 19 Jugendlichen aus Kaunas zur NS-Geschichte ihrer Städte geforscht. Sie haben aus den Erinnerungen der Menschen beider Städte Musik komponiert, Szenen, Choreografien und Texte erarbeitet sowie vergessene Orte aufgespürt und diese durch performative Interventionen im Stadtraum sichtbar gemacht.
Foto: Julian Monatzeder
In unseren vergangen Performances, wie zum Beispiel „Um zwei Uhr nochmal Kaffee“ oder „Meine Schule brennt“, haben wir uns intensiv mit dem Schicksal der Jüdinnen und Juden aus München beschäftigt. Von vielen dieser Menschen wissen wir, dass sie am 20. November 1941 Opfer der ersten Deportation aus München wurden. Das Ziel der Reise war Kaunas in Litauen, wo alle diese Menschen kurz darauf umgebracht wurden. Wir haben dort die Namen von Kindern, die wir aus Zeitzeugenberichten kannten, auf der Deportationsliste wiedergefunden und wir lasen berührende Berichte über Familienangehörige und Freunde, die der Deportation nicht entgehen konnten.
I have never been part of a play like this. Everyday was a new experience. I learned how to express and create something with different forms of art. We sent a really important message to the people by dancing, filming and creating music. The process was hard work but I couldn’t be happier with the results. I feel that we created something so very special with art, using our bodies to retell a story and using random kitchen utensils to create interesting music was a fantastic experience.
Leja, Juozo-Grušo-Gymnasium in Kaunas
Uns war klar, dass wir das traurige Schicksal der Münchner Jüdinnen und Juden weiterfolgen mussten, und so entstand die Idee eines internationalen Projekts mit Litauen. Ausgehend von einer Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte IX. Fort Kaunas und zwei Schulen aus Kaunas haben wir uns auf den Weg gemacht. Wir wollten nicht nur mehr über unsere eigene Geschichte erfahren, sondern auch die Menschen in Litauen und ihre Erinnerungen kennenlernen.
Zusammen mit 19 litauischen Jugendlichen haben wir zur Geschichte ihrer Stadt während der NS-Herrschaft geforscht und versucht die historischen Orte aufzuspüren und mit unseren Mitteln wieder erfahrbar zu machen: das Fort IX, das ehemalige Ghetto Kaunas und den Democratú Square, wo 1943 die sogenannte »Große Aktion«, eine vor aller Augen stattfindende Massenselektion, stattfand. Wir konnten unsere in München erprobten Strategien anwenden, zusammen neue entwickeln und erforschen: Wie unterscheidet sich Erinnerungsarbeit in Deutschland und Litauen?
Die Premiere am 3. November 2023 im Carl-Orff-Saal/Fatcat können Sie sich hier ansehen:
Wiederaufnahme in Kaunas im Teatro Romuva am 12.02.2024
Weitere Videos zu „Up the hill“ finden Sie auf unserem Vimeo-Kanal.